Auswärtiges Amt behindert Freiwillige
Deutschlands Auslandsvertretungen erteilten 2014 deutlich weniger Visa für Freiwillige als im Jahr zuvor. Die Zahl der Genehmigungen brach um über 20% ein. Wissenschaftler der Universität Heidelberg empfehlen in einer aktuellen Studie, die Einreise von Freiwilligen aus der Nicht-EU zu vereinfachen. Die Visa-Vergabe ist weiterhin mit erheblichen zeitlichen und finanziellen Belastungen für Menschen verbunden, die sich in Deutschland engagieren möchten.
Nach Angaben der Bundesregierung stieg die Gesamtzahl aller erteilten Visa im vergangenen Jahr auf fast 2,2 Millionen. Davon wurden 1.266 Visa an Freiwillige vergeben – 340 weniger als 2013. Besonders geringe Chancen haben Afrikaner. Die deutsche Vertretung z.B. in Guinea lehnte fast jeden zweiten Visa-Antrag ab, in Kenia jeden vierten. Die meisten Freiwilligen, die 2014 ein Visum für Deutschland erhalten haben, stammen aus Indien, der Ukraine und Russland.
Die Heidelberger Studie hat erneut bestätigt, dass Ehrenamtliche aus dem Ausland meist gut ausgebildet und berufserfahren sind. Im Gegensatz zu deutschen Freiwilligen im Ausland leisten sie ihren Dienst in der Regel erst nach der Berufsausbildung und werden mit ihren Kenntnisse gerade im sozialen Bereich dringend benötigt.
Auch EU-weit fordern Jugend- und Freiwilligenorganisationen seit Längerem leichtere Einreiseregelungen für Drittstaaten-Freiwillige, was auch von EU-Parlament und Europäischer Kommission unterstützt wird. Doch die EU-Mitgliedsstaaten stellen sich quer und überlassen den einzelnen Staaten weiterhin das Recht, Visa-Bestimmungen selbst festzulegen. Von dieser Möglichkeit hat Belgien Gebrauch gemacht und eine für viele Freiwillige aus ärmeren Ländern nahezu unüberwindbare Hürde geschaffen: Seit März 2015 müssen Nicht-EU-Bürger, die sich ehrenamtlich in Belgien engagieren möchten, neben den allgemeinen Visa-Kosten eine Zusatzgebühr von 215 Euro zahlen.
Doch selbst wer das Geld aufbringt, muss mit unerwarteten Herausforderungen bei der Visa-Vergabe für ein EU-Land rechnen. Freiwillige berichten u.a., dass sie pro Aufenthaltstag mindestens 62 Euro an finanziellen Mitteln nachweisen mussten, obwohl Unterkunft und Verpflegung von einer vermittelnden Freiwilligenorganisation zur Verfügung gestellt werden. Bisweilen müssen Hin- und Rückflugtickets bereits vorgelegt werden, obwohl über den Visa-Antrag noch nicht entschieden wurde. Bemerkenswert ist auch die Variante, Freiwillige anzuweisen, sich innerhalb von 10 Tagen nach der Rückkehr ins Heimatland bei der Botschaft des betreffenden EU-Landes zu melden. Andernfalls werde es Probleme bei künftigen Visa-Anträgen geben.
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