Warum Entwicklungshilfe scheitert
Heute habe ich ein paar recht interessante Gedankenanstöße bekommen, warum staatliche Förderungen in Krisengebieten oft weniger bringen, als sich die Geldgeber erhoffen.
Staatliche Förderungen bestehen meistens aus direkten Geldströmen, welche der Regierung oder offiziellen Stellen in den betroffenen Ländern zur Verfügung gestellt werden. Wenn man einmal von Korruption absieht, durch welche auch ein immenser Anteil verschwindet, gibt es noch ein paar weitere wichtige Punkte, warum das Geld oft nicht die Wirkung erzielt, welche eigentlich erhofft wird. Aber genau diese Punkt werden bei der Förderung oft als sehr wichtige Aspekte herangezogen.
1. Hohe staatliche Kontrollen zur Verwendung der Fördermittel!
Kontrollen werden definitiv benötigt, aber die geforderten Ansprüche an die Kontrollen sind oft so hoch, dass neue Ämter gegründet und neue Experten eingestellt werden müssen. Eine Förderung der bürokratischen Entwicklung macht einen Staat in Krisensituationen aber nicht nur wesentlich unflexibler sondern schafft gleichzeitig auch neue Posten an welchen die Gelder verwendet werden müssen, denn auch die neuen Experten wollen bezahlt werden.
2. Das Geld muss in Gesundheit, Bildung und Infrastruktur investiert werden!
Besonders in Krisengebieten sind dies gar nicht die wichtigsten Punkte für ein Land. Viel wichtiger ist es, erst einmal den Frieden und die Sicherheit im Land zu schützen. Der nutzen einer guten Bildungsmöglichkeit ist fraglich, wenn sich keiner traut hinzugehen. Leider wird aber gerade in friedenssichernde Maßnahmen nur sehr wenig Geld gesteckt, denn dies gehört nicht zu den Millenniumszielen für dessen Erfüllung sich die Industrieländer verpflichtet habe.
3. Für eine schnelle Hilfe müssen die Gelder direkt und ohne Umwege in der Krisenregion landen!
Dies ist ein oft vom Staat missbrauchtes Argument. Gelder direkt an andere Staaten zu überweisen garantiert nicht, dass diese Gelder auch schneller eingesetzt werden, eher im Gegenteil. Oft währe es besser die Gelder an NGOs zu übergeben, welche sich aktiv vor Ort einsetzten. Leider kann der Staat für solche Hilfen keine Ansprüche gegenüber der anderen Regierung geltend machen. Dieser so unscheinbare Punkt ist eine häufige Ursache, warum lieber weiterhin Gelder direkt in den Staat gepumpt werden anstatt unterstützende NGOs zu fördern.
Das Weltwärts Programm vom BMZ ist eine der wenigen Maßnahmen, bei welcher staatliche Gelder direkt an bedürftige Organisationen in Entwicklungsländern gezahlt werden können, zumindest begrenzt.
Mit diesen Artikel möchte ich keineswegs die Entwicklungshilfe in Frage stellen, sondern lediglich einige Denkanstöße liefern. Wer meine Punkte Ergänzen oder Kritisieren will, ist dazu in dem Kommentaren herzlich eingeladen.
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Mai 26th, 2010 at
Du beschreibst mit deinen Gedanken m.E. das alte top-down Prinzip von Entwicklungshilfe. Früher wurden Milliarden an damals noch DM direkt an Staaten gezahlt, was der EH nicht unbedingt förderlich war. Ich glaube aber, dass sich die Vorstellung von EZ gewandelt hat. Der Empowerment-Ansatz ist heute ja quasi mainstreaming, zum Beispiel die Polizeiausbildung in Afghanistan, die Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen in Asien, die AIDS-Aufklärungsarbeit in Afrika.
Allerdings wird heute auch eine EZ auf Augenhöhe gefordert, das heißt auch, dass Regierungen mit Regierungen zusammenarbeiten. Dafür ist Vertrauen notwendig, welches untergraben wird, wenn man nicht mit der Regierung zusammenarbeitet (oder aber auch, wie Du schreibst, einen immensen Bürokratieapparat zur Kontrolle fordert), sondern nur mit den lokalen Organisationen. Ich glaube der Mix aus beidem ist am sinnvollsten.