Qualität im Freiwilligendienst – Versagt das BMZ?
Aktuell wird sehr viel über Qualität im Freiwilligendienst gesprochen, besonders im Rahmen des Weltwärts Programm. Was genau Qualität im Freiwilligendienst aber eigentlich ist, weiß keiner so genau. Freiwillige antworten auf diese Frage ganz anders als Vereine oder sogar Politiker. So ist es für manche ein Qualitätsbeweis, wenn die Vereine sämtliche Abschnitte im Leben eines Freiwilligen ausführlich regelt und kontrollieren, während andere eher die Förderung der Eigenständigkeit von Freiwilligen als Qualitätsmerkmal sehen. Dazu kommt natürlich auch noch, dass Qualitätsanforderungen oft nur aus deutscher Perspektive gesehen werden und im eigentlichen Gastland teilweise das Gegenteil bewirken. Ein prominentes Beispiel hierfür ist das Projektgeld, welches einige Freiwillige von ihren Trägervereinen erhalten. Mit diesem Geld ist es möglich verschiedene Projekte und Veranstaltungen innerhalb des Projektes im Gastland zu organisieren. Natürlich wird für das Geld auch ein Verwendungsnachweis benötigt, diesen dürfen die Freiwilligen aber nicht selber anlegen, sondern der muss in Form von offiziellen Belegen/Rechnungen erfolgen. Diese Belege erhält man aber nur, wenn man die benötigten Sachen im Supermarkt einkauft. Wenn man auf dem Basar für die benötigten Sachen vielleicht nur 10 Euro bezahlen müsste, kostet das ganze im Supermarkt gleich 40 Euro. Im Endeffekt sind dies 30 Euro (75%) rausgeschmissenes Geld für die Befriedigung deutscher Qualitätsanforderungen.
Aber es gibt zumindest einige wenige Qualitätsaspekte, welche meiner persönlichen Meinung immer gegeben sein müssen. Dies sind Kontinuität und Zuverlässigkeit.
Jeder Freiwillige muss sich auf die Aussagen seines Vereines verlassen können, so wie sich ein Verein auch auf die Aussagen der Freiwilligen verlassen können muss. Es währe ein großer Skandal, wenn ein Trägerverein auf einmal sagt „Wir haben dir zwar schon eine Zusage gemacht, aber wir wollen dich doch nicht mehr“. Vereine sind weitestgehend an ihre Aussagen gebunden und das BMZ will in Zukunft auch Vereine ausschließen, welche diese grundlegenden Qualitätsanforderungen nicht einhalten.
Aber wer bestraft das BMZ wenn es sich selbst nicht an diese Grundlagen hält?
Das so etwas auch vorkommt ist inzwischen allgemein bekannt. Als prominentes Beispiel soll hier einmal die Kürzung der versprochenen Weltwärts Gelder um 11 Millionen Euro genannt werden. Viele Vereine haben sich bereits auf diesen Eta vorbereitet und ihre Projekte entsprechend geplant. Aber auch im kleineren Maße werden diese grundlegenden Qualitätskriterien vom BMZ immer wieder einmal missachtet. Vor wenigen Tagen habe ich mich mit einem Verein unterhalten, welcher sich als Entsendeorganisation für Weltwärts beworben hat. Entsprechend einer telefonischen Information der Sachbearbeiter, sollte die Anerkennung nach ca. drei Monaten abgeschlossen sein – der Verein wartet inzwischen seit über einem halben Jahr auf eine Rückantwort. Das BMZ weiß natürlich auch, dass dieser Verein die ersten Entsendungen bereits in wenigen Monaten machen will und auch die Freiwilligen bereits die Zusage haben. Durch diese sehr langsame Bearbeitung des Antrages steht der Verein natürlich unter enormen Zeitdruck, schließlich müssen die Freiwilligen vor ihrer Ausreise auch noch vorbereitet werden. Aber eine Vorbereitung ist nicht möglich solange der Antrag noch in Bearbeitung ist – auch eine Vorbereitung auf eigene Kosten wird vom BMZ verboten.
Wenn diesen Artikel ein Mitarbeiter des BMZ lesen sollte, möchte ich folgenden freundlichen Hinweis geben:
Qualität im Freiwilligendienst ist wichtig und muss auch weiterhin gefördert werden. Um eine Qualitätssteigerung zu erreichen, muss man allerdings an der Spitze anfangen und erst einmal eigene Probleme beseitigen.
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April 8th, 2010 at
Immer wieder stolpere ich in den weltwärts Kreisen über die gekürzten 11Millionen Euro des weltwärts Programms. Nach Aussagen der von D. Niebel (http://www.abgeordnetenwatch.de/dirk_niebel-575-37841–f241786.html#q241786) hat die FDP “eine Erhöhung des Haushaltsansatzes im Haushalt” um 10Millionen mehr auf 40 Millionen für weltwärts beantragt, dieser würde dann allerdings um 11Millionen gekürzt – so dass im Endeffekt “nur” 1 Million weniger als im Vorjahr im Etat 2010 sind? Ist das richtig? Ist es in diesem Zusammenhang richtig von einer Reduzierung des weltwärts-Programms um 11Millionen Euro zu schreiben?
Kritische Grüße,
Horst
April 8th, 2010 at
Hallo Horst,
Bei der Diskussion um die Kürzung muss man stark aufpassen muss wie die Argumente ausgelegt werden. Herr Niebel Argumentiert nämlich so: “Das Budget für 2009 war 30 Millionen und ist 2010 nur noch 29 Millionen. Die Kürzung beträgt also gerade mal eine Million Euro”. Die Freiwilligenvereine argumentieren aber so “Das von der Bundesregierung für 2010 geplante Budget war 40 Millionen, beträgt jetzt aber nur noch 29 Million. Die Kürzung beträgt also 11 Millionen”
Es ist also wirklich nur eine Million weniger als im Vorjahr, da aber für 2010 von der Regierung 40 Millionen versprochen wurden, kann man also wirklich von einer Kürzung über 11 Millionen sprechen.
April 8th, 2010 at
Ja richtig, tut mir Leid, hab ich falsch verlinkt. Bei der Homepage (
http://www.abgeordnetenwatch.de/dirk_niebel-575-37841–f241786.html#questions) muss man im Antwortensuchfeld “weltwärts” eingeben und nach der zweiten Frage zum Thema der 11 Millionenkürzung findet man unten stehende Antwort.
Ja, klar das mit den Argumentationsketten ist immer so eine Sache, interessant wäre zu wissen wie hoch der Etat 2010 von Frau Wieczorek-Zeul geplant war.
Sehr geehrter Herr Otten,
wir hatten eine Erhöhung des Haushaltsansatzes für den entwicklungspolitischen Freiwilligendienst “Weltwärts” um 10 Millionen Euro auf 40 Millionen Euro beantragt. Der Haushaltsauschuss des Deutschen Bundestages hat den Ansatz leider um 11 Millionen Euro gekürzt. Damit bewegt sich die zugesagte Finanzierung von “Weltwärts” mit 29 statt 30 Millionen Euro trotz der augenblicklichen Sparzwänge fast auf Vorjahresniveau. Der Fortbestand des Programms ist gewährleistet. Natürlich hätten wir in diesem Jahr gerne mehr Geld zur Verfügung gehabt.
Mit freundlichen Grüßen
Dirk Niebel
April 8th, 2010 at
Meines wissen sind diese 40 Millionen das von Frau Wieczorek-Zeul geplante Eta. Ihr ursprünglicher Plan war, das Weltwärts Programm auf ein Budget von 70 Millionen Euro pro Jahr aufzustocken.
April 12th, 2010 at
Ich bin auch gerade mit weltwaerts im Ausland und bei uns wird sehr viel ueber das BMZ geschimpft. Viele Entscheidungen gegenueber unserer Entsendeorganisation sind nicht nachvollziehbar und koennen nur auf eine Ueberforderung des BMZ zurueckgefuehrt werden.
Entsendeorganisation und Einsatzplaetze im Ausland werden meiner Meinung nach, wenn ueberhaupt, zu oberflaechlich ueberprueft.
April 16th, 2010 at
@Christopher: Ähnliche Probleme auch hier. 70-80% der Freiwilligen werden vom Projekt garnicht gebraucht. Die dachten, dass Vollausgebildete Deutsche kommen. Natürlich zählt dazu auch Versagen der Entsendeorganisation (EO). Auch das sollte BMZ besser organisieren. In unserem Falle ist nur noch die dominikanische Seite der EO für uns verantwortlich, da entstehen viele Probleme, die nicht mit den WW Regeln zu vereinbaren sind. Das kann bei einem deutschen Freiwilligendienst-Programm eigentlich nicht so sein. Welche Erfahrungen hast du gemacht??