Weltwärts Krise wird vom BMZ schöngeredet
In der letzten Zeit gab es aufgrund der Kürzung von 11 Millionen Euro für das Förderprogramm Weltwärts harsche Kritik an dem BMZ. Mit einer heute erschienen Pressemeldung wird aber nicht nur versucht die ganze Schuld an diesen Ereignissen den Entsendeorganisationen in die Schuhe zu schieben (“hätte daher auch niemals zur Grundlage für Zusagen zu Entsendungen gemacht werden dürfen”), sondern das BMZ versucht auch eine positive Entwicklung des Weltwärts Programms vorzutäuschen (“Damit können 2010 voraussichtlich mehr Freiwillige entsendet werden als 2009.”)
Wie sieht das ganze aber in der Realität aus? Das BMZ hat insofern Recht, dass die für 2010 versprochenen 40 Millionen Euro keine endgültige Zahl war. Allerdings wurde dieser Betrag bereits seit sehr langer Zeit vom BMZ an die Entsendeorganisationen kommuniziert, welche sich auf diese Zusicherung verlassen haben. Verschiedene Politiker versuchen jetzt die Schuld an den vielen Absagen der letzten Zeit, den Entsendeorganisationen in die Schuhe zu schieben und greifen dabei zu harten Worten. So sagt z.B. Jürgen Koppeling von der FDP:
Wer Plätze zusage, für die Mittel noch nicht beschlossen seien, der habe “keine Ahnung von Haushaltspolitik”.
Richtig ist, dass die Entsendeorganisationen eine gewisse Mitschuld trifft, aber der Kölner Pfarrer Dirk Bingener bringt die Situation der Entsendeorganisationen in einem Spiegel Interview sehr gut auf den Punkt:
Die Leute haben doch keine Ahnung, wie langfristig man Jugendliche auf ihre Einsätze vorbereiten muss.
Um ein Projekt entsprechend den Weltwärts Regeln vorzubereiten, wird nicht selten über 1 Jahr benötigt. Hätte man mit den Vorbereitungen solange gewartet, bis das das Budget für 2010 offiziell bekannt gegeben wurde, könnten die Freiwilligen erst 2011 ausreisen. Natürlich wird das Budget für 2011 aber erst wesentlich später beschlossen.
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Pressemitteilung ist der Hinweis darauf, dass 2010 mehr Freiwillige ausreißen können als 2009. Dies ist aber keinesfalls so positiv zu betrachten wie es auf dem ersten Blick klingt. Um die erhöhte Zahl der Freiwilligen zu finanzieren wurden nämlich die Gelder für die einzelnen Freiwilligen erheblich gekürtzt. Viele Vereine bekommen in diesem Jahr wesentlich weniger Geld als für die Durchführung eigentlich benötigt wird und müssen die fehlenden Beträge aus eigener Tasche bezahlen. Das BMZ verspricht zwar einen Ausgleich im Jahr 2011 aber das Vertrauen in die Finanzpolitik des BMZ schwindet in der letzten Zeit immer mehr.
-> Zur Pressemitteilung vom BMZ
-> Spiegel Artikel: Heimwärts statt weltwärts
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Juli 23rd, 2010 at
“… dass 2010 mehr Freiwillige ausreißen können als 2009 …”
Als Kind wollte ich auch schonmal ausreißen, aber 2010 bin ich dafür wohl zu alt.